Insektenschäden an Bauhölzern
Ein vielfach beobachtetes Schadensbild an Konstruktionshölzern ist der sogenannte Insektenfrass. Sehr oft sind speziell in älteren Dachstühlen ovale oder kleine runde Bohrlöcher zu beobachten, die teilweise mit kleine Holzmehlhäufchen auf der darunter befindlichen Fläche auftauchen. Hierbei handelt es sich um holzzerstörende Insekten, die im Holz ihre Eier ablegen und deren Larven sich bis zu ihrer Entwicklung zum adulten Käfer durch das Holz fressen. Dieser Prozess kann je nach Insektenart über Jahre dauern und ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie beispielsweise Temperatur, Holzfeuchte und Nährstoffgehalt des jeweiligen Holzes.
Nicht jedes Holz wird befallen, aber entgegen der älteren Lehrmeinung ist das Alter der verbauten Hölzer zweitrangig. Es weisen mitunter auch Hölzer frischen Insektenbefall auf, die schon seit 200 Jahren verbaut sind.
Holzzerstörende Insekten benötigen immer bestimmte Bedingungen für einen Befall des Holzes. Hierzu gehören unter anderem ein bestimmtes Temperaturspektrum sowie entsprechende Holzfeuchte. Auch ist der Nährstoffgehalt der Hölzer und die Oberflächenbeschaffenheit wichtig.
Prinzipiell kann man holzzerstörende Insekten in 2 Kategorien unterteilen: Die Insekten, die bereits den lebenden Baum in der Natur befallen und ihn verlassen bzw. absterben, sobald er gefällt und zu Bauholz verarbeitet ist und Insekten, die sich erst in totem Holz oder Bauholz einnisten.
Hier treten 4 Arten sehr häufig hervor: Der "Gemeine Hausbock" (Hylotrupes bajulus), der "Gemeine Nagekäfer" (Anobium punctatum), der im Volksmund auch als "Holzwurm" bezeichnet wird, der "Gescheckte Nagekäfer" (Xestobium rufovillosum) und der "Trotzkopf" (Hadrobregmus pertinax).
Der "Gemeine Hausbock" (Hylotrupes bajulus)
Der Hausbock wird oft erst bemerkt, wenn die Larven sich im Holz bereits zu Käfern entwickelt haben und ausgeflogen sind, da er im lebenden Befallsstadium kein Bohrmehl ausstößt und somit keinerlei aüßere Anzeichen auf seine Anwesenheit hinterläßt. Oft frißt er sich nahe unter der Holzoberfläche durch und macht sich dort durch leise raspelnde Geräusche bemerkbar. Er befällt Nadelholz in Dachstühlen und seine Gefährlichkeit besteht darin, daß er durch das Abfressen des Splintholzes den Querschnitt des Holzes stark reduzieren kann. Das wiederum vermindert die statische Tragfähigkeit des Holzes da oft nur noch ein geringer Restquerschnitt des befallenen Holzes übrig bleibt. Seltener ist zu beobachten, daß auch das Kernholz von Hausbockfraßgängen durchzogen ist. Hier ist gleichzeitig ein Pilzbefall vorhanden, der das Kernholz wieder mit Eiweißstoffen anreichert und somit auch das Kernholz als Nahrungsgrundlage für den Käfer attraktiv macht.
Der "Gemeine Nagekäfer" (Anobium punctatum)
Der Gemeine Nagekäfer fällt durch kleine 1-2 mm große Bohrlöcher auf die sehr oft auch an Möbeln und Kunstgegenständen sichtbar sind. Das Bohrmehl rieselt aus den Löchern und bildet darunter kleine Mehlhäufchen. Treten diese Häufchen von selbst in größeren Mengen von slebst auf, kann dies ein Anzeichen für einen Lebendbefall sein. Die Häufchen werden hier hauptsächlich von anderen Insekten verursacht die sich von den Larven ernähren bzw. ihre eigene Brut in den Larven parasitär ablegen und dabei die Gänge freiräumen (sog. Predatoren wie der Blaue Fellkäfer, Spinnen oder betimmte Wespenarten).
Der Gemeine Nagekäfer richtet an Kunst- und Alltagsgegenständen großen Schaden an und ist auch sehr oft an hölzernen Bauteilen in Gebäuden anzutreffen. Wie der Hausbock beschränkt sich der gemeine Nagekäfer auf das Splintholz von Nadelhölzern. Seltener dringt er bis ins Kernholz vor. Er kann aber durch entsprechend starken Befall ebenfalls zu einer starken Querschnittsminderung der Bauteile beitragen.
Der "Gescheckte Nagekäfer" (Xestobium rufovillosum)
Der Gescheckte Nagekäfer ist ein Sekundärschädling, den man sehr oft in Eichenholz finden kann, aber auch in Nadelhölzern. Er findet sich nur in Hölzern,die bereits durch einen Pilzbefall vorgeschädigt und dessen Fasern sozusagen durch den Pilz "vorverdaut" sind. Die Bohrlöcher haben die Größe eines Stecknadelkopfs und sind kreisrund. Auch bei diesem Käfer kann der Befall tief bis ins Kernholz gehen.
Der "Trotzkopf" (Hadrobregmus pertinax)
Der Trotzkopf ist ebenso wie der Gescheckte Nagekäfer ein Sekundärschädling der von Pilzen vorgeschädigtes Holz benötigt.Im Gegensatz zum Gescheckten Nagekäfer befällt der Trotzkopf nur Nadelhölzer. Auch er bildet kreisrunde Ausfluglöcher mit einem Durchmesser von ca 2-3 mm Duchmesser.
Beide Arten, Trotzkopf und der Gescheckte Nagekäfer können den Abbau von Konstruktionshölzern zusätzlich zu den schon vorhandenen Baufäulepilzen stark beschleunigen.
Dies sind nur vier Beispiele von holzzerstörenden Insekten, es gibt eine Vielzahl weiterer Arten die sich auch durch weltweiten Handel mit Holz immer mehr in Mitteleuropa verbreiten.
Bei einer Bauuntersuchung muß prinzipiell festgestellt werden, ob es sich um einen aktiven Befall handelt oder um einen Altschaden. Auch die Insektenart und die Ausdehnung des Befalls sind für die weitere Vorgehensweise wichtig.
Ein Befall mit holzzerstörenden Insekten hat nichts mit unhygienischen Zuständen zu tun, die Insekten sind in natürlichem Ausmaß in der Umwelt vorhanden und nisten sich unter den für sie optimalen Umständen von selbst ein. Eine Bekämpfung des Schädlings durch einen zertifizierten Schädlingsbekämpfer ist daher nicht der einzige Schritt. Die Änderung der Bedingungen, die einen Neubefall begünstigen könnten, muß daher parallel angegangen werden.